Tierschutzpreis Bayern

„Gentling“ Verfahren

PD Dr. Dorothea Döring

Durch viele Untersuchungen wurde belegt, dass der Umgang mit Menschen für Laborratten (rattus norvegicus) Stress bedeutet. Die geplante Studie soll daher dazu dienen, ein praxistaugliches und effektives Verfahren zu entwickeln, um junge Laborratten auf Menschen zu sozialisieren, so dass sie diese nicht als Beutegreifer ansehen. Damit soll erreicht werden, Angst und Stress der Tiere beim Umgang mit Pflegepersonal und Experimentatoren nachhaltig zu reduzieren. Einen entsprechenden langanhaltenden Effekt haben wir bereits für zwei „Gentling“-Verfahren nachgewiesen, bei denen Wistarratten in der 4. und 5. Lebenswoche täglich 10 bzw. 20 Minuten gestreichelt wurden. Die Tiere verhielten sich bis zu fünf Monate lang in Verhaltenstests signifikant „zahmer“ als die Kontrollgruppe. 

 Der Zeitaufwand dieser beiden „Gentling“-Verfahren ist jedoch zu hoch, um sie routinemäßig in die Laborpraxis integrieren zu können. Daher soll in der geplanten Studie ein effektives und arbeitssparendes Verfahren entwickelt werden, um langanhaltend positive Effekte zu erreichen. Mit Hilfe eines solchen Programmes könnten zukünftig Laborratten routinemäßig auf Menschen sozialisiert werden, womit sowohl das Tierwohl der einzelnen Individuen als auch die wissenschaftliche Qualität der Tierversuche nachhaltig verbessert werden könnten. Die Ergebnisse der Studie können auch dem Tierwohl bei der Haltung von Ratten als Heimtiere zugutekommen.

„Smartes Biobanking“

Dr. med.vet.habil. Andreas PARZEFALL

Ziel dieses 2016 gestarteten Projektes ist es, die Anzahl von Schweinen, die als Versuchstiere in der translationalen biomedizinischen Forschung verwendet werden nachhaltig zu verringern. Dies kann durch ein optimal durchdachtes Probennahme-Management erreicht werden, indem von den verwendeten Versuchstieren genau definierte, repräsentative Gewebeproben eines breiten Spektrums von Organen und Geweben gewonnen und prozessiert werden, die die Durchführung einer Vielzahl von unterschiedlichen Analyseverfahren erlauben. Bei adäquater Probenlagerung gestatten solche Biobank-Ansätze die, auch nachträgliche und über das ursprüngliche Versuchsziel hinausgehende, Durchführung multimodaler morphologischer und molekularer Analyseansätze am identischen Probenmaterial, ohne dass hierfür erneut Versuchstiere herangezogen und getötet werden müssen.

Mit unseren Arbeiten zum Biobanking translationaler Schweinemodelle waren wir weltweit die ersten, die diesen “Reduction & Refinement“-Ansatz zur Verringerung der Versuchstierzahlen von Schweinen etablierten. Der Erfolg und die Nachhaltigkeit unseres Biobank-Konzeptes wird durch zahlreiche publizierte Forschungsarbeiten belegt.

„Ohrsender“

Dr. med.vet. Regina MILLER

In diesem Kooperationsprojekt der 3 Partner Rupert Stäbler (Landwirt und Unternehmer), dem Lehrstuhl für Tierschutz der LMU München und dem Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie sollen mittels einer an der Bestandsohrmarke festgeklebten Senders Daten zum Aufenthaltsort, der Beschleunigung und dem Kontakt zu anderen Schweinen erhoben werden. In der aktuell geplanten Vorstudie sollen zunächst 10 der 120 im Gebiet eingestallten Schweine mit Ohrsendern ausgestattet werden um genauere Erkenntnisse über die Funktionsweise, Genauigkeit und Haltbarkeit der Sender zu gewinnen. Die Ohrsenderdaten sollen zu 3 Fokuszeiten verteilt über die Mastperiode (Juni bis Oktober) über mehrere Wochen erfasst und analysiert werden.

Bisher gibt es noch sehr wenig wissenschaftliche Erkenntnisse über das Gruppenverhalten und die Flächennutzung von Schweinen in Großgruppen in einer Waldfläche, was auch die Neugründung solcher Agroforstsysteme für Schweine erschwert. Da eine direkte Verhaltensbeobachtung auf einem so großen Gebiet schwierig ist, könnte der Einsatz von Ohrsendern die Datenerhebung deutlich erleichtern und so auch den Grundstein für weitere Verhaltensforschung auf diesem Gebiet legen. Die geplanten Kosten belaufen sich insgesamt auf circa 55.000€ (Personalkosten: 40.000€, Reisekosten: 3000€ und Sachkosten 12.000€ auch eine Teilfinanzierung des Projekts wäre möglich.

Tierschutzpreis Österreich

„Tierwohl bei Besenderung“

Johannes FRITZ

Die Besenderung von Tieren ist für die Forschung und den Artenschutz von stetig zunehmender Bedeutung. Im Rahmen der Wiederansiedlung wird ein Großteil der Waldrappe mit GPS-Sendern ausgestattet. Dabei wurde Anomalien beobachtet, die in Zusammenhang mit der Besenderung stehen.

Einen der ungewöhnlichsten Effekte der Besenderung ist eine einseitige Trübung der Cornea bis hin zur Erblindung des betreffenden Augapfels. Diese tritt nur auf, wenn GPS-Sender an der gebräuchlichen Position am vorderen Rücken befestigt werden. Die Symptomatik wird vermutlich durch Nahwirkung der vom GSM-Modul des Senders emittierten elektromagnetischen Strahlung verursacht, wenn die Vögel mit dem Kopf am Rücken schlafen. Bringt man die Sender am hinteren Rücken an, tritt die Symptomatik nicht auf.

Außerdem beobachteten wir eine teils extrem rasche Ermüdung von besenderten Vögeln in Abhängigkeit von der Formgebung der Gehäuse und der Positionierung am Körper. Eine erste experimentelle Untersuchung im projekteigenen Windkanal legt nahe, dass ungünstige aerodynamische Eigenschaften der Gehäuse eine hohe Belastung für die Tiere verursachen können.

Diesen ‚spin-off‘ des Artenschutzprojektes wollen wir weiter untersuchen. Dies ist im Interesse des Tierwohls und des Artenschutzes, zumal vielfach gerade bedrohte Vogelarten im Rahmen von Arterhaltungs- und Wiederansiedlungsprojekten besendert werden. Der Forster-Steinberg Tierschutzpreis würde uns dabei wesentlich unterstützen.

„Widtierpflege Next Level“

Rebecca FRÄNZLE

In unserer Bewerbung möchten wir uns, der Verein Wildtierhilfe Wien, kurz vorstellen. Wir beschreiben unsere rein ehrenamtliche Arbeit und präsentieren zwei noch in Österreich unbekannte Projekte im Rahmen der Wildtierrehabilitation.

Zum einen, ein spezieller Wildlife-Rehabber Kurs, welchen wir aufbauen wollen. Zum anderen eine spezielle Trainingsvoliere für die streng geschützten Mauersegler. Der Appendix dient mit Tabellen und Abbildungen als anschauliche Stütze unserer Bewerbung.

„Öster. Hühnertierheim“

Nina HOFSTÄDTER

Angefangen hat alles 2010 mit 6 Hennen vom damaligen “Tonis Freilandeier”, daraus entstand eine Herzensangelegenheit, die viel Zeit und Geld verschlingen sollte. Aber wer einmal hinter die Kulissen der Eierindustrie geblickt hat, für den gibt es kein Zurück.

So entstand der Verein Rette (d)ein Huhn und damit das 1. Österreichische Hühnertierheim – für Lebewesen, die sonst keiner haben will….Ich bedanke mich im Namen unserer tausenden geretteten Hühner, Hähne, Gänse und Enten für die Chance hier dabei sein dürfen und Ihnen unser Lebenswerk vorstellen zu dürfen!

„ Futterbox“

Nikodemus CATIKKAS

Futterbox Österreich ist ein seit 2013 bestehender Verein, der durch den Betrieb von mittlerweile drei Sozialtafeln für Haustiere an Standorten in St. Pölten, Wien und Graz dazu beitragen will, das Miteinander von Tier und Mensch auch in prekären Lebenssituationen aufrechtzuerhalten und wieder unbeschwerter zu gestalten.

Im Zentrum stehen dabei regelmäßige Ausgaben von abgestimmten Futterrationen an nachweislich bedürftige Haustierhalter:innen. Auf diese Weise verbinden wir den Tierschutzgedanken mit dem Tafel-Prinzip. Zusätzlich bieten wir unseren Kund:innen Tierzubehör zu symbolischen Preisen an und unterhalten Kooperationen mit einschlägigen Professionisten wie Tierarztpraxen.

Um unser Unterstützungsangebot ziel- und bedarfsorientiert auszurichten, folgen wir dabei klar definierten Richtlinien wie etwa Einkommensobergrenzen und Vorgaben zur Überprüfung der artgerechten Versorgung der betroffenen Haustiere.

Unser gesamtes Team arbeitet ausschließlich ehrenamtlich, und das Projekt wird zum allergrößten Teil durch Geld- und Sachspenden getragen.

Der Plan, in naher Zukunft auch umfassendere finanzielle Beihilfen bei Tierarztkosten anzubieten, hat zuletzt dadurch einen Dämpfer erfahren, dass wir unser zentrales Vereins- und Ausgabelokal überraschend bis Jahresende räumen müssen. Eine leistbare geeignete Alternative zu finden, erweist sich als schwierig, und wird jedenfalls eine finanzielle Mehrbelastung für den Verein bedeuten.

http://www.futterbox.org

facebook.com/futterboxaustria

Tierschutzpreis Wissenschaflich

„Grant Proposal“

Mag. Dr. KAU (Vetmeduni Vienna) & Dr. MAY (LMU)

Entwicklung einer neuen Ultraschall-Lernumgebung.

Mit dem eingereichten Projekt soll eine innovative Ultraschall-Lernumgebung zur Entwicklung kommen, welche zu einer signifikanten Bedarfsreduktion in der Nutzung von Übungstieren (Pferde) in der klinisch-anatomischen veterinärmedizinischen Lehre, aber auch postgradualen Weiterbildungsmodulen, beitragen kann. Durch diese neuartige Trainingsmöglichkeit erwarten wir, dass in einigen frühklinischen Anwendungsbereichen auch vollständig auf Übungstiere verzichtet werden kann. Die uneingeschränkte Zugangsmöglichkeit für Studierende soll den Lernerfolg steigern und durch das Stärken methodischer Fähigkeiten die Effizienz der Untersuchungen am lebenden Pferd (Übungstier/Patient) verbessern.

Ziel des eingereichten Projektes ist es, einen dynamischen Ultraschallatlanten der Brust- und Bauchorgane eines gesunden Pferdes zu erstellen. Hierbei soll die dreidimensionale Position des Ultraschallkopfes zum Pferdekörper bestimmt und mit dem jeweils lokal erfassten Ultraschallbild korreliert werden. Die Ultraschallbilder dienen ferner dem Training eines neuronalen Netzwerkes, das die Organe anatomisch korrekt annotiert. Künstliche Intelligenz wird auch dazu verwendet, um die Bilder später zuverlässig am Modell auszugeben, basierend auf den relativen Positionsdaten von Ultraschallkopf-Dummy und Pferdemodell.

So kann eine realistische Trainingssituation geschaffen werden, die um zahlreiche Modalitäten erweiterbar ist. Beispielsweise kann während des Trainings am Modell eine Augmented Reality Umgebung geschaffen werden, die den Studierenden die zu schallenden Organsysteme ins reelle Modell projiziert und die aktuelle Schallkopf-position angibt. Zudem können bestimmte Modellregionen um optionales Bildmaterial pathologischer Veränderungen erweitert und klinisch-diagnostische Szenarien realistisch nachgestellt werden.

Wir sind überzeugt, dass dieses Projekt dem Wohl der Tiere mehrfach dient, einerseits kann der Bedarf an Übungstieren durch die realitätsnahe Trainingssituation reduziert, und andererseits die Effizienz von Untersuchungen am lebenden Pferd durch die intensivere Trainingsmöglichkeit für die Studierenden deutlich gesteigert werden.

Gemeinsames Forschungsprojekt der LMU (Dr. Anna May)und der Vetmeduni Vienna (Mag. Dr. Silvio Kau).